Vision der Heilung

Im Jahr 1998 ist im Rahmen meiner Shiatsu-Diplomarbeit meine Abhandlung über Heilung entstanden, die für mich noch heut in der Form ihre Gültigkeit hat.

Einen weiteren wertvollen Impuls bekam ich über das Projekt "Der kranke Hase". Wenngleich ich hier ohnehin schon auf einem guten Weg bin, dass ein gewisses Maß an Verrücktheit einen wesentlichen – und von meinem Umfeld akzeptierten – Aspekt meiner Persönlichkeit ausmacht, darf dieser Anteil wohl noch mehr Raum bekommen.

So sehe ich im Jahr der Vollendung meines 50. Lebensjahres den Eintritt einer durchaus schweren Krankheit als eine Markierung meiner Lebensmitte, dass es Zeit ist, mich auf meine Geburts-Vision zu besinnen.

Im Lauf von 50 Jahren entstehen in einem Menschen viele Lebenskonzepte, viele Wege wurden gegangen, manches wieder verworfen und nach wie vor ist man verhaftet an scheinbaren Notwendigkeiten, Zuständigkeiten, Verpflichtungen, die uns an der Leichtigkeit des Seins hindern und die Lebensfreude nicht so recht fließen lassen.

Auf der emotionalen, psychischen und physischen Ebene unsers Seins drückt sich das in verschiedenen Beschwerlichkeiten aus – kleine Hinweiszeichen, dass Veränderung angesagt ist. Abwechslung und Veränderung hat es in meinem Leben schon reichlich gegeben. Jetzt ist die Zeit für eine tief greifende Bewegung gekommen.

Auf medizinischer Ebene erfolgt das durch eine radikale Erneuerung meiner blutbildenden Zellen. Die Chemotherapie erfasst bei dieser Gelegenheit, auch gleich diverse andere Wucherungen und Verwachsungen, die sonst einfach (weil nicht wirklich störend) im Körper verbleiben und sich mehr oder weniger weiter entwickeln.

Wenngleich diese Therapie für eine Weile eine große Belastung darstellt, sehe ich darin insgesamt einen Prozess der Reinigung und Erneuerung. Diesen Prozess möchte ich auch für persönlichen Rückzug nutzen und das Konzept für meine zweite Lebenshälfte entwickeln.

 
Meine Vision der Heilung basiert auf einer indianischen Legende, nach der ein Adler 70 Jahre alt werden kann. Die Voraussetzung ist allerdings, dass er sich in der Mitte seines Lebens in seinen Horst zurückzieht und einem radikalen Transformationsprozess unterzieht.

Im Lauf der Jahre wird sein Federkleid immer schwerer, dass er kaum mehr fliegen kann. Verwachsungen an Krallen und Schnabel erschweren es ihm, Beute zu schlagen und der nahe Tod wäre ihm gewiss. – Wenn er sich dann zurückzieht, seine Federn und Krallen ausreißt, und seinen Schnabel bricht, wird er sich erneuern. Und dann kann er sogar 70 Jahre alt werden.

  Mantra

hendoku iyaku

Gift (Krankheit) in Medizin verwandeln