Tagebuch 2010

Rezidiv nach der Stammzellen-Transplantation, schmanische Therapie mit Ayahuasca im Peruanischen Regenwald

inzwischen   Bis vor einem Jahr kannte ich mich als sehr kreativen Menschen mit vielen Ideen und auch dem entsprechenden Umsetzungsvermögen. Jetzt lasse ich mich irgendwie treiben und kann kein rechtes Ziel finden und keine wirkliche Idee, was ich mit meinem Leben weiter anfangen möchte. Es geistert alles Mögliche an Ideen herum. Aber es ist nichts dabei – so wie ein Zug auf den ich aufspringen möchte. So befinde ich mich derzeit in einem irgendwie orientierungslosen Zustand. Einerseits fühle ich mich sehr zentriert – wie noch nie in meinem Leben. Das ist ein Zustand, der sich eigentlich ganz gut aushalten lässt. Mich verwirrt, dass ich zu meiner Umwelt gefühlsmäßig ein gewisses Ausmaß an Bezug verloren habe. - Eigentlich ist das logisch: Wenn ich bei mir bin, kann ich nicht gleichzeitig bei anderen sein. Aber es fühlt sich eigenartig an.
Im Grund genommen meine ich, dass krank oder gesund werden, Ausdrucksformen von geistigen Prozessen sind, dass also auch das Eintreten einer schweren Krankheit ein Zeichen dafür ist, dass ich jetzt an einer Schwelle stehe, einen geistig-spirituellen Entwicklungs-Schritt tun zu können. Mich verunsichert nur, dass ich noch nicht recht erkennen kann, wohin mich das führen will. Aber wahrscheinlich bin ich einfach immer noch ein wenig zu ungeduldig.
Im Moment beschäftigt mich die Idee, mich einer tief greifenden Reinigungskur bei Schamanen im peruanischen Regenwald zu unterziehen. Vor ca. 10 Jahren gab es einen Dokumentationsfilm "Unterwegs in die nächste Dimension" von Clemens Kuby, in dem unter anderen die Arbeit von Don Agustin dokumentiert wird.
Jetzt bin ich erst einmal per E-Mal im Kontakt mit einem Psychologen aus dem Mostviertel, der mit Don Agustin arbeitet (siehe www.otorongo.net). Zu Pfingsten wird dieser nach Europa kommen und unter anderem im Mühlviertel zwei Ayahuasca-Zeremonien abhalten. Möglicherweise wird das sogar mit einem Assistenten von Don Guillermo Arévalo Valera sein, der mir in meinem Fall empfohlen wurde.
 
19. Jänner 2010   Besprechung mit Prim. Fridrik: Der M-Gradient vom 22. Dezember 2009 war noch immer bei "4,13". Den Wert von heute bekommen wir erst in den nächsten Tagen. Insgesamt scheint aber die Chemotherapie vor der Stammzellen-Transplantation nicht im erwünschten Ausmaß gegriffen zu haben. Das heißt, dass ich voraussichtlich in den nächsten 2-3 Monaten noch einmal eine Stammzellen-Transplantation bekommen soll.
 
16. Februar 2010   Besprechung mit Prim. Fridrik: Mein M-Gradient hat sich nach dem Wert vor 4 Wochen von "5,24" auf "5,1" eingependelt. Das heißt, dass es keinen akuten Handlungsbedarf gibt. Die zweite Stammzellen-Transplantation ist erst erforderlich, wenn die Eiweiß-Werte steigen.
Ich erzähle ihm, dass sich in mir der Entschluss festigt, im Sommer nach Peru zu gehen. Aus medizinischer Sicht rät er mir davon ab, weil nicht absehbar wäre, wie sich das auf die Krankheit auswirken könnte und ich auch davon ausgehen müsse, dass meine Immunität bis zu einem Jahr nach der Stammzellen-Transplantation eingeschränkt wäre. In dem Fall würde er die zweite Stammzellen-Transplantation – falls meine Werte bis dahin stabil bleiben – nach meinem Trip nach Peru durchführen.
 
16. März 2010   Besprechung mit Prim. Fridrik: Mein M-Gradient hat sich auf "6,7" erhöht. Im Arztbrief steht: "Das Paraprotein ist seit der Transplantation auf einem sehr niedrigen, stabilen Niveau."
 
13. April 2010   Mein M-Gradient hat sich auf "12,36" erhöht – also innerhalb von 4 Wochen fast verdoppelt. Jetzt wäre auch bei sofortiger Stammzellen-Transplantation keine Remission mehr erreichbar, nachdem der Wert jetzt höher liegt, als vor der ersten. Das heißt, dass vorher noch einmal eine ambulante Chemotherapie mit Velcade erforderlich wird. Übermorgen soll es gleich los gehen.
Damit werde ich meine Reise nach Peru um ein Jahr verschieben müssen und stattdessen mit der Stammzellen-Transplantation im Sommer ein paar Wochen im Krankenhaus verbringen.
 
15. April 2010   Es geht also wieder los. Velcade am Tag 1, Tag 5, Tag 8 und Tag 12 – 9 Tage Pause – davon voraussichtlich 4 Turnusse. Zumindest Cortison muss ich diesmal nur an den ersten vier Tagen jedes Turnusses nehmen.
 
6. Mai 2010   Beginn des 2. Behandlungsturnus. Die Behandlung wirkt. Der M-Gradient ist auf "7,88" gesunken.
Das Kribbeln in den Füßen, das von der ersten Velcade-Therapie noch nicht endgültig weg war, fängt aber auch an, sich etwas auszubreiten. Seit einiger Zeit gehe ich möglichst 1 x pro Woche in die Sauna, um zu entgiften. Das möchte ich weiter beibehalten, um vor allem die Feuchtigkeitsansammlungen vom Cortison wieder auszuleiten. Dabei habe ich das Gefühl, dass davon auch die Nervenirritationen (Kribbeln in den Füßen) wieder etwas zurück gehen.
 
10. Mai 2010   Die Kombination von Chemotherapie und Cortison zeigt ihre Nebenwirkungen: heftige Konzentrationsstörungen, zittrige, innere Unruhe, wackelige Knie, Koordinationsstörungen beim Gehen, mangelnde Belastbarkeit. – Die nächsten beiden Tage werde ich mir erst einmal frei nehmen.
 
21.-24. Mai 2010   Zu Pfingsten habe ich nun Madre Ayahuasca und meine Medizinmänner kennen gelernt. Und schon gibt es neue Pläne, vor allem deshalb, weil mir klar vermittelt wurde, dass mit Dschungelmedizin Krebs zwar heilbar wäre, es aber schwieriger wird, je länger man den hat und im fortgeschrittenen Stadium auch damit nicht mehr möglich wäre.
Darum werde ich mich nach der jetzigen Chemotherapie auf den Weg nach Peru machen und mich der dortigen Behandlung für 2 Monate unterziehen. Dort werde ich in der Nähe von Iquitos am Amazonas tief im Regenwald im Camp Otorongo sein, und auch ein paar Tage mit einer Gruppe bei Don Agustin Rivas Vasquez im Camp Yushintaita. Abgesehen von Ayahuasca-Mesas bekomme ich dort Diät, Kräutertherapie und intensive psychologische Therapie. Es wird vor allem in dieser Hinsicht ans Eingemachte gehen um der Ursache des Myeloms auf die Schliche zu kommen. Ein Bestandteil der Therapie sind auch Dschungelwanderungen – zuerst in Begleitung – und wenn ich dann die Wege kenne, schicken die mich allein los, um mit den Pflanzengeistern in Kontakt zu kommen. Insgesamt werde ich einen dicht gedrängten Stundenplan haben.
 
27. Mai 2010   Beginn des 3. Behandlungsturnus - mein M-Gradient ist auf "5,85" gesunken.
 
31. Mai 2010   Besprechung mit Prim. Fridrik: Mit Hinweis, auf die Aussichten, dass mir sein Angebot, lebenslang immer wieder Chemotherapie zu bekommen, sowieso immer offen steht, erzähle ich ihm meinen neuen Therapieplan. Meine Erwartungen kosten ihm ein müdes Lächeln.
 
17. Juni 2010   Beginn des 4. Behandlungsturnus - mein M-Gradient ist auf "4,71" gesunken.
Prim. Fridrik sieht das als sehr gute Voraussetzung für eine nachfolgende Stammzellen-Transplantation. – Für mich ist es die Basis, dass ich jetzt einige Monate auch gut ohne Chemotherapie auskommen kann, ohne dass meine Krankheit eskaliert – also für den Trip nach Peru.
 
28. Juni 2010   Heute bekomme ich die letzte Dosis der Chemotherapie und es werden noch einmal die Blutproben für die Ermittlung meines Status ins Labor geschickt. Mein M-Gradient ist auf "3,41" gesunken.
 
1. Juli 2010   Einen langen Geburtstag (31 Stunden wegen der Zeitverschiebung) verbringe ich vor allem mit meiner Reise nach Peru, wo ich mich für 2 Monate der Therapie der Schamanen des Regenwaldes Amazoniens unterziehe.
 
28. Juli 2010   In einer Ayahuasca-Zeremonie bei Don Luis Panduro Vasquez habe ich das Gefühl, dass mein Körper von allen Myelomzellen gereinigt wird. Als Don Luis im Rahmen der Zeremonie mit seinem Klangbogen vor mir steht und diesen spielt habe ich plötzlich das Gefühl, dass die Töne durch meine Füße in mich gehen, die Beine und Wirbelsäule hoch, mit einem Zug aus allen Knochen und einem Versprühen über den Kopf.
 
inzwischen   Im Laufe meines Aufenthaltes in Peru lerne ich vor allem durch Ayahuasca, mein Denken zu kontrollieren. Verschiedene Todes-Visionen führen dazu, dass ich eine zunehmende Lust am Leben entwickle und Pläne, was ich damit anfangen möchte.
Ansonsten bin ich fast täglich ca. 3 Stunden im Urwald unterwegs. Dadurch entwickle ich eine zunehmende Fitness und Kondition und nehme insgesamt 12 Kilo ab, was ich als zusätzlichen Effekt eingeplant habe.
 
2. September 2010   Mit viel Medizin, die ich noch weiter nehmen werde, im Gepäck komme ich wieder zu Hause an. Entsprechend der Empfehlung der Schamanen, werde ich nicht gleich zur Untersuchung ins Krankenhaus gehen, sondern jetzt erst einmal meinen Fokus auf Gesundheit richten.
 
3. September 2010   Damit ich mir meine Fitness und die Gewichtsreduktion erhalten kann, werde ich in Zukunft sportlich aktiver sein und gehe gleich einmal ins Aikido-Training.
 
1. Oktober 2010   Versetzung in den Ruhestand wegen dauernder Berufsunfähigkeit. Gleichzeitig werde ich auf Honorarbasis in geringfügigem Ausmaß als Fairness-Berater weiter für die Stadt Linz tätig sein.
 
23. November 2010   Weiterhin fühle ich mich fit und trainiere regelmäßig Aikido. Durch Achtsamkeit bei der Ernährung gelang es mir, weitere 6 Kilo abzunehmen, wodurch ich eine wirklich gute Statur erlangt habe. Schön langsam komme ich auch in einen guten Lebensrhythmus.
Für Anfang des kommenden Jahres habe ich ins Auge gefasst, meine Werte medizinisch überprüfen zu lassen.
Meine Fotos von Peru sind nun online.
 
 
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Link Tagebuch 2009 – Der erste Hinweis, Diagnose, bis zur ersten Stammzellen-Transplantation