Tagebuch

   

Am 5. Dezember bat Gerhard um ein Gespräch mit Primarius Fridrick. Er wollte Tacheles reden. „Ich habe das Gefühl, es überwuchert und überschwemmt mich - immer mehr, immer schneller.“
Keine der Therapien mit allen auf dem österreichischen Markt zugelassenen Medikamenten hat den gewünschten Erfolg gebracht. Für die letzte Option, an einer Studie von Dr. Drach in Wien teilzunehmen, fehlte Gerhard die Kraft. Dr. Fridrick versicherte ihm, alles zu tun, um ihn beschwerdefrei zu halten.
Wir gingen zurück aufs Zimmer. Ich spürte unsagbar tiefen Frieden, in dem sich Gerhard befand. Es war, als würde eine Mauer zerbröckeln, der Kampf löste sich lautlos auf.
Von diesem Tag an, begann Gerhard bewusst seinen Weg in die Anderswelt. Er organisierte seinen Abschied, gab den Menschen, die ihn lieben, Gelegenheit, sich von ihm zu verabschieden.
Am 19. Dezember um 13:00 Uhr durchritt Gerhard das Tor zum Licht. (Barbara Theresia Holzknecht)

 

4. Dezember 2011   Meine Atemnot hat sich wieder verstärkt und der Pleura-Erguss neu gebildet. Bei der heutigen Punktion wird an der unteren Seite noch ein Drainageschlauch gelegt und ca. 3 Liter abgepumpt. Das hat dann auch den Vorteil, dass die Medizin für die Verklebung der Pleura-Blätter von oben und von unten eingespritzt werden kann.
Vor allem bin ich jetzt total froh, dass sich jetzt nichts mehr anstauen kann und ich nicht dauernd mit dicken Nadeln angestochen werde. Allerdings bin ich besorgt, weil sich die Ergüsse immer schneller und reichhaltiger bilden.
inzwischen   Damit die weitere Nachbildung der Flüssigkeitsansammlungen in Zukunft verhindert wird, soll über den Drainageschlauch eine entzündungsauslösende Flüssigkeit in den Pleura-Spalt eingebracht werden. Gewollte Folge der Entzündungsreaktion ist die Vernarbung der Pleura-Blätter, die dann verkleben, sodass sich zwischen diesen keine Flüssigkeiten mehr ansammeln können. Allerdings muss dieser Bereich vorher trocken und frei von neuen Flüssigkeiten sein.
 
30. November 2011   Eigentlich hätte ich heute nur einen ambulanten Termin gehabt, um die Heilung meiner Narbe von der Port-a-Cath-Explantation begutachten zu lassen. Aber die Atemnot hat sich in den letzten Tagen wieder verstärkt und ich ersuche, ein Lungenröntgen vornehmen zu lassen. Das ergibt, dass die Wasseransammlungen wieder gekommen sind.
Also werde ich stationär aufgenommen. Bei der diesmaligen Pleura-Punktion werden 2,6 Liter, die sich innerhalb einer Woche neu angesammelt haben, abgepumpt.
Dabei ergibt sich die Komplikation, dass Luft in die Pleura-Höhle eindringt. Noch eine Punktion ist erforderlich, um eine Drainage zu legen, damit die Luft dort wieder austritt. Sonst würde ein sogenannter Pneumothorax zur Folge haben, dass die Lunge zusammenfällt.
 
21. - 26. November 2011   Auch Prim. Fridrik ist der Meinung, dass ich jetzt viel zu schwach für eine Chemotherapie bin. In einem einwöchigen Krankenhausaufenthalt werde ich durchuntersucht und erst wieder einmal halbwegs in Ordnung gebracht.
Als erstes bekomme ich gleich zwei Blutkonserven (Erythrozyten-Konzentrat), damit ich wieder mehr rote Blutkörperchen habe, und deren Neubildung angeregt wird. Im Hinblick auf die Neubildung zeigt sich diese Maßnahme als wirkungslos Bei meiner Entlassung habe ich ungefähr wieder die gleichen Werte, wie vorher.
In der Chirurgie wird meine aufgeplatzte Operationsnarbe weiter versorgt, die sich dann weiter gut entwickelt und von innen heraus langsam schließt.
Beim Lungenröntgenstellt sich heraus, dass ich Wasseransammlungen zwischen Lungen- und Rippenfell – einen sogenannten "Pleura-Erguss" – habe. Bei der folgenden Punktion werden 1,7 Liter abgepumpt, was schließlich für meine Atemnot Erleichterung bringt.
Weiters werden meine Eiweißwerte kontrolliert. Mein M-Gradient im Blut ist seit einem Monat mit "32,18" nur ganz minimal gestiegen, ebenso mein IgG. Leichtketten sind sogar weniger geworden. Allerdings sind die Eiweißwerte im Harn deutlich angestiegen.
Das heißt, dass auch diese Therapie nicht greift. Somit sind die medizinischen Therapiemöglichkeiten, die mir derzeit in Linz angeboten werden können, erschöpft. Für's Erste soll ich mich erst einmal wieder erholen und wieder weitestgehend ins Gleichgewicht kommen, indem ich vorerst keine Therapie bekomme.
 
inzwischen   Zunehmend verstärkt sich mein Zustand, dass ich mich schwächer und kraftloser fühle. Vor allem macht mir zunehmende Atemnot sehr zu schaffen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich jetzt eine weitere Chemotherapie durchdrücken soll. Außerdem ist die Naht der Operationsnarbe von der Port-Explantation aufgeplatzt. So suche ich am Tag vor der geplanten Therapie die Onkologie-Ambulanz auf, um das zu besprechen.
 
11. - 12. November 2011   Der Port-a-Cath wird auf der zweiten Seite ausgebaut. So etwas ist einfach nichts für mich. Wenn da einmal Keime dabei sind, ist die Gefahr einer neuerlichen Entzündung bis hin zu einer Infektion zu groß, insbesondere bei meiner permanenten Immunschwäche.
 
25. - 29. Oktober 2011   2. Turnus der Chemotherapie nach RAD-Schema. Mein M-Gradient im Blut ist auf "32,0" gesunken. Auch IgG und M-Gradient im Harn sind gesunken. Die Leichtketten haben sich wieder etwas vermehrt. Anscheinend funktioniert dieses Therapieschema.
 
inzwischen   Zunehmend fühle ich mich schwächer und kraftloser. Obwohl ich Binocrit (soll die Bildung roter Blutkörperchen anregen) spritze, verbessert sich mein rotes Blutbild nicht wirklich. Da ist es kein Wunder, dass ich außer Atem bin, wenn ich ein Stockwerk nach oben gehe. An manchen Tagen fühle ich mich beim Aufstehen noch halbwegs fit. Aber nach dem Frühstück könnte ich mich schon wieder niederlegen, was ich manchmal auch tue.
Die Thrombozyten vermehren sich, bis sie Normalwerte erreichen. Solange ich Ratiogastim (regt die Bildung weißer Blutkörperchen an) spritze, erreichen auch die Leukozyten Normalwerte, fallen in der folgenden verordneten Pause aber wieder ab. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass mich mit dem Wetterumschwung (starke Abkühlung) ein Infekt – mit Husten, Schnupfen, aber ohne Fieber – ereilt.
Schließlich entzündet sich auch noch mein Port-a-Cath. Das Ganze klingt dann, mit Unterstützung eines Antibiotikums wieder ab. Für die nächste Therapie kann der Port aber noch nicht verwendet werden, weil dafür die Gefahr einer Infektion zu hoch ist. So bekomme ich für diesmal wieder einen zentralvenösen Katheter über die Halsschlagader.
 
28. September - 2. Oktober 2011   1. Turnus der Chemotherapie nach RAD-Schema (Kombination von Revlimid® und Adriblastin® mit Dexamethason) trotz schwerer Panzytopenie.
Link siehe: Kombination von Adriblastin® und Revlimid®
 
22. September 2011   IgG ist weiter gestiegen. Mein M-Gradient ist weiter auf "42,4" gestiegen. Die Eiweißwerte im Harn sind auch weiter gestiegen. Also wird es Zeit für ein neues Therapieschema.
 
9. September 2011   Heute soll ich noch einmal Velcade bekommen und auch Prim. Fridrik ist heute wieder einmal da, sodass wir die weitere Behandlung besprechen können. Er glaubt auch nicht daran, dass wir mit diesem Therapieschema weiter kommen. So einigen wir uns darauf, dass ich auf die heutige Dosis verzichte. Einerseits fühle ich mich noch geschwächt von der vorhergehenden Therapie (DCEP-Schema) andererseits spüre ich mich auch durch die derzeitige Therapie geschwächt und möchte wieder zu Kräften kommen.
In weiterer Folge gibt es eventuell die Möglichkeit im Rahmen einer Studie bei Prof. Drach von der Universitätsklinik in Wien, Carfilzomib, eine neue Substanz (die ähnlich wie Velcade wirkt) zu bekommen. Vorher soll ich noch Caelyx, ein anderes, altbewährtes Zytostatikum bekommen. In zwei Wochen soll es damit losgehen. In der Zwischenzeit werde ich die Leber- und Gallenblasenreinigung durchführen.
 
inzwischen   Meine TCM-Ärztin hat mir vor kurzem empfohlen, mich mit der Reinigung von Leber- und Gallenblase empfohlen und mir dazu ein Buch von Andreas Moritz empfohlen. Von diesem Autor gibt es auch ein Buch "Krebs ist keine Krankheit – Krebs ist ein Überlebensmechanismus". Die darin dargestellte Weise, Krebs zu sehen klingt interessant. In jedem Fall bestärkt es meinen Wunsch, zumindest für eine Weile keine Therapie zu bekommen, damit ich mich zumindest selbst wieder einmal spüren kann. In der Zeit mag ich die Leber- und Gallenblasenreinigung, eingebettet in eine Darmreinigung, durchführen.
Es gibt zwar keine Erklärung, warum das so ist, aber irgendwie hören die Probleme mit den Nervenschmerzen in den Beinen und auch jene, die zuletzt im Bereich der unteren Rippen auf der rechten Seite aufgetreten sind (für die bis jetzt keine Ursache gefunden werden konnte), auf.
 
30. August 2011   Beginn des 2. Turnus der Chemotherapie mit Bortezomib (Velcade®) und Bendamustin (Ribomustin®).
IgG ist weiter leicht gestiegen, die Leichtketten haben sich mehr als verdoppelt. Mein M-Gradient ist weiter auf "37,11" gestiegen. Die Eiweißwerte im Harn sind ebenfalls kräftig angestiegen. Damit ist davon auszugehen, dass auch dieses Therapieschema nicht greift. Um dahingehend sicher zu sein, soll ich zumindest für diesen Turnus (bis nächsten Freitag) noch die vorgesehenen Infusionen und Spritzen bekommen.
 
8. - 9. August 2011   Start eines neuen Therapieschemas: Wir nehmen noch einmal Velcade®, weil es bisher zumindest jedes Mal Wirkung gezeigt hat. Diesmal wird es subkutan in den Bauch gespritzt, weil auf diese Weise die Nebenwirkungen (Polyneuropathien) geringer sein sollen. Dazu gibt es Bendamustin und Cortison.
Link siehe: Kombination von Velcade® und Bendamustin

Meine aktuellen Werte bestätigen. dass es sinnvoll war, die vorhergehende Therapie zu beenden. IgG und Leichtketten sind nach anfänglich leichtem Sinken wieder auf die Werte zum Beginn der Therapie gestiegen. Mein M-Gradient ist weiter auf "27,08" gestiegen.
 
18. - 22. Juli 2011   6. Turnus der Chemotherapie nach DCEP-Schema. Mein M-Gradient im Blut ist auf "24,88" leicht angestiegen. Allerdings haben sich die Eiweißwerte im Harn innerhalb der letzten drei Wochen verdoppelt. Wenngleich diese noch deutlich unter dem Wert am Anfang der Therapie liegen, lässt diese Tendenz eine Fortsetzung dieses Therapieschemas nicht mehr sinnvoll erscheinen.
 
15. Juli 2011   Eine gute Woche nach der Chemotherapie kommen die Nervenschmerzen wieder. Diesmal habe ich für solche Fälle Norgesic® verschrieben bekommen. Diese allein zeigen auch keinerlei Wirkung. Da war es schon hilfreicher, so lange Wein zu trinken, bis ich ein wenig benebelt war. Damit war es zumindest möglich, zu schlafen. So suche Prim. Fridrik ambulant auf, weil er noch eine Idee hatte, mehrere Medikamente zu kombinieren. So bekomme ich noch Tramadol® und Haldol® dazu. Nachdem die Nervenschmerzen immer erst am Abend einsetzen, nehme ich nur die verschriebene Abend-Dosis. Eine zufriedenstellende Wirkung (so, dass ich schlafen kann) tritt erst ein, wenn ich das Ganze mit ½ l Wein abrunde.
 
23. Juni - 1. Juli 2011   Nervenschmerzen (aufgrund der Irritation durch die Knochenläsion im Kreuzbeinbereich) treiben mich vorzeitig ins Krankenhaus. Diese treten meist in der zweiten Woche nach der Chemotherapie auf. Während der Chemotherapie führt Cortison mit seiner abschwellenden Wirkung dazu, dass diese nicht auftreten, was dann meist noch eine gute Woche lang anhält. Schmerzstillende Tabletten zeigen keinerlei Wirkung. Die Nervenschmerzen kommen nachts beim Liegen. Dann hilft nur – aufstehen und etwas herumgehen. Allerdings kommen dann die Nervenschmerzen nach einer Weile wieder. Diesmal sind sie gar nicht mehr weg gegangen. Mit Infusionen im Krankenhaus bekommen wir das wieder in den Griff.
Am Montag, 27. Juni bekomme ich wieder ein Port-a-Cath-System (zetralvenöser Katheter) implantiert und wir starten den 5. Turnus der Chemotherapie nach DCEP-Schema. Mein M-Gradient ist weiter auf "22,35" gesunken.
 
16. - 18. Juni 2011   Die Husterei und Verschleimung der Lunge in den letzten Tagen hat sich nun zu einer kalten Lungenentzündung (ohne Fieber) entwickelt. Damit ist wieder eine antibiotische Therapie mit einem kurzen Krankenhausaufenthalt erforderlich. Für das rote Blutbild bekomme ich Unterstützung mit einem Erythrozyten-Konzentrat.
 
3. - 7. Juni 2011   Besprechung mit Prim. Fridrik über die weitere Therapie. Anscheinend zeigt die Polychemotherapie nach DCEP-Schema Wirkung. Der M-Gradient im Harn ist auf die Hälfte des Ausgangswertes gesunken. Mein M-Gradient im Blut ist auf "25,75" gesunken. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass mir die Therapie ziemlich an die Substanz geht, was vor allem damit zusammenhängt, dass das rote Blutbild ziemlich beeinträchtigt ist, beschließen wir die Fortsetzung dieser Therapie. Dies entspricht auch eher der Empfehlung von Prof. Ludwig. – Langfristig fassen wir eine allogene (mit Stammzellen von einem Fremdspender) Stammzellentransplantation ins Auge.
Also fahre ich noch schnell nach Hause, hole meine Sachen für den Krankenhausaufenthalt und wir starten den 4. Turnus. Beim nächsten Mal soll ich auch wieder einen Port-a-Cath (auf der anderen Seite) implantiert bekommen, was sich heute am Zwickeltag nicht ausgeht. So bekomme ich für diesmal einen Venenkatheter über die Halsschlagader, der dann bei der Entlassung wieder entfernt wird.
 
31. Mai 2011   Die Audienz bei Prof. Heinz Ludwig (der Spezialist für Multiples Myelom in Österreich) im Wilhelminenspital in Wien bringt auch keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Was mich aber darin bestärkt, dass ich bei Prim. Fridrik in den besten Händen befinde.
 
27. Mai 2011   Nach abfiebern wird die antibiotische Therapie auf Tabletten umgestellt und ich darf wieder nach Hause. Nachdem das rot Blutbild noch ziemlich im Keller ist, werde ich vorher noch mit Erythrozyten-Konzentrat gedopt.
 
22. Mai 2011   Seit vorgestern bin ich wieder auf der Onkologie. Bis auf etwas Fieber geht es schon wieder ganz gut und die Blutwerte entwickeln sich. Damit ich keine Lungenentzündung bekomme, sollte ich nicht zu viel herumliegen und spazieren gehen. An diesem sonnigen Vormittag sollte das schon auch das richtige Ambiente haben. Also unternehme ich einen Altstadt-Spaziergang und genieße noch einen Kaffee am Hauptplatz, bevor ich die nächste Infusion bekomme.
 
17. Mai 2011   Seit gestern fühle ich mich ziemlich groggy und hoffe, dass sich das bis zum Wochenende gibt, wo wir einen einwöchigen Urlaub in Sardinien (endlich einmal weg von allem) verbringen wollen. So versuche ich es mit einem Saunagang, damit das Gift etwas ausgeleitet wird. Schon der erste Versuch zeigt sich als Fehlentscheidung. Ich komme gerade noch irgendwie aus der Saunakammer heraus und bin plötzlich umringt von Menschen, die mich schnappen und in eine Liege hieven. Nach und nach weicht die Benommenheit und ich schaffe es nach einer guten Stunde, nach Hause zu fahren.
Den restlichen Tag liege ich herum und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, lasse mich schließlich ins Krankenhaus bringen. Dort stellt sich heraus, dass ich 39,5 Grad Fieber habe und eine heftige Infektion. Mein Port (eingebauter Venen-Katheter) hat sich entzündet. Dieser wird sofort operativ entfernt und die folgenden drei Nächte verbringe ich unter Intensiv-Beobachtung. Jetzt sind meine Blutwerte endgültig im Keller.
 
9 - 13. Mai 2011   Krankenhausaufenthalt für den 3. Turnus der Chemotherapie nach DCEP-Schema. Die Eiweißwerte im Blut (M-Gradient bei "30,68") und Harn bleiben stagnierend. Die Nierenwerte sind im Normbereich. Der Mangel an Leukozyten und Thrombozyten bleibt, die Werte des roten Blutbildes fallen weiter ab.
 
19 - 23. April 2011   Erneuter Krankenhausaufenthalt für die Chemotherapie – same procedure than last time. Eiweiß im Harn geht leicht zurück. Die Eiweißwerte im Blut (M-Gradient bei "33,87") sind zumindest stagnierend.
 
15. April 2011   Es ist wieder so weit. Die ersten Haare fallen. Also alles ratzfatz weg und ich bin wieder als Skinhead unterwegs.
 
11. April 2011   Befundbesprechung bei Prim.  Fridrik: Mein M-Gradient ist bei "31,06" stagnierend. Die Nierenwerte sind im Normbereich. Insgesamt ist es zu einer leichten Panzytopenie (Anämie + Mangel an Leukozyten und Thrombozyten) gekommen. Das soll sich bis zur nächsten Therapie wieder geben.
 
28. März - 2. April 2011   Krankenhausaufenthalt für die Polychemotherapie in Form einer 4-tägigen Dauer-Infusion mit einem Cocktail aus vier Zytostatika (Dexamethason, Cisplatin, Etoposid und Cyclophosphamid). Nachdem nunmehr mit mehreren derartigen Interventionen zu rechnen ist, bekomme ich am 29. März 2011 ein doppellumiges Port-a-Cath-System (zetralvenöser Katheter) implantiert.
Abgesehen von etwas mehr Schwäche und wenig Appetit vertrage ich die Therapie ganz gut und kann immerhin mit dem Fahrrad vom Krankenhaus nach Hause fahren.
Link siehe: Polychemotherapie nach DCEP-Schema

Bei diesem Krankenhausaufenthalt kann auch die Ursache für die immer wieder auftretenden Nervenschmerzen auf der Rückseite des linken Oberschenkels geklärt werden. Eine Knochenläsion neben einem der Kreuzbeinlöcher irritiert den dort austretenden Nerv. Ein Rückgang der Krankheit und damit verbundener Rückgang der Knochenläsionen sollte auch diese Nervenschmerzen verschwinden lassen.
Der Neurologe will mir dafür Schmerzmittel (die bei mir nach mehrmaligen Versuchen vollkommen wirkungslos waren) verordnen und ist sauer, weil ich meine, dass ich sein Rezept dafür nicht brauche.
Die Nervenschmerzen treten nur nachts auf. Das Einzige was wirklich hilft, ist aufstehen, etwas herumgehen und dann wieder niederlegen. Zu manchen Zeiten ist dann aber der Schmerz nach einer Stunde wieder da und so finde ich in solchen Nächten kaum Schlaf. Während der Chemotherapien und auch ungefähr eine Woche danach tritt das nicht auf, weil das Cortison das Aufschwellen verhindert.
 
25. März 2011   Prim.  Fridrik lädt mich zur Befundbesprechung ein. Für Prim.  Fridrik sind vor allem die Werte der Harnproteine beunruhigend, weil diese die Nieren-Funktion beeinträchtigen können. Offensichtlich zeigt Revlimid nicht die erwünschte Wirkung. Also wird ab kommender Woche eine Polychemotherapie nach DCEP-Schema erforderlich.
 
14. März 2011   Mein M-Gradient ist wieder auf "28,05" angestiegen, während meine Leukozyten weiter auf "2,32 G/l" gesunken sind. Vor allem aber haben sich meine Harnproteine gegenüber dem Vormonat teilweise fast verdoppelt. Auch meine Leichtketten (Lambda) haben sich drastisch vermehrt.
 
14. Februar 2011   Prim.  Fridrik weist mich darauf hin, dass mein Umgang mit meinem grippalen Infekt etwas riskant war und mein Gedankengang wergen der Produktion von Leukozyten für gesunde Menschen zutreffend sei, in meinem Fall aber das Gegenteil bewirkt haben. Jetzt sind es nur noch "2,44 G/l".
Auch mein M-Gradient ist nur dezent weiter auf "23,6" gesunken. Möglicherweise hängt das mit meinem Experiment zusammen. Andererseits hat mir eine Patientin aus der Selbsthilfegruppe erzählt, dass Revlimid bei ihr in der Anfangsphase etwas langsamer gewirkt hat als beispielsweise Velcade.
Im Gespräch mit Barbara, meiner TCM-Ärztin, stimmt sie meiner Überlegung zu, dass zu häufige Verabreichung von Antibiotika dazu führen kann, dass sie nicht mehr wirken. Sei meint, dass ich in Zukunft immer eine Meditonsin-Lösung zu Hause haben sollte und das bei ersten Anzeichen einer Verkühlung nehmen sollte. Das ist ein sehr wirksames, homöopathisches Medikament, das wie eine Impfung in letzter Minute wirkt, sodass man erst gar nicht richtig krank wird.
 
6.-11. Februar 2011   Ein grippaler Infekt beginnt mit Fieber bis 39,5 Grad. Ohne medikamentöse Behandlung geht das Fieber nach und nach zurück. Ich liege aber ziemlich darnieder. Eigentlich sollte ich bei Fieber ab 38 Grad aufgrund meiner Immunschwäche (bei der letzten Untersuchung hatte ich nur "3,47 G/l" Leukozyten) sofort Antibiotika bekommen.
Nach meiner Überlegung habe ich sowieso immer wieder gute Chancen Antibiotika verabreicht zu bekommen. So muss ich ja nicht jede Gelegenheit dafür nutzen. Außerdem gehe ich davon aus, dass bei Fieber zusätzliche Leukozyten produziert werden.
 
17. Jänner 2011   Beginn des 2. Behandlungsturnus. Die Chemotherapie schlägt gut an. Der M-Gradient ist auf "28,61" gesunken.
Natürlich ist jetzt meine Energie wieder stark reduziert. Das Aikido-Training ist jetzt nicht mehr möglich. Aber ich absolviere täglich meine Dehnungs- und Kräftigungsübungen und lege meine Wege mit dem Fahrrad zurück. Mein Körpergewicht ist jetzt stabil bei ca. 82 Kilo. Nachdem es mir jahrzehntelang nicht gelungen ist unter 100 Kilo zu kommen, lässt sich das jetzt problemlos halten. Abgesehen davon dass es gut aussieht, bin ich froh, dass auch dieser gesundheitliche Risikofaktor weg ist.
Seit ich die Radionik-Behandlung bekomme, spüre ich, dass ich etwas mehr Energie habe und auch die Nebenwirkungen vom Cortison weniger sind.
 
8. Jänner 2011   Nachdem ich nun diesen Kontakt zum zweiten Mal bekommen habe, beginne ich parallel zur medizinischen Behandlung eine Radionik-Therapie bei Andrea Zorn.
Link siehe: Radionik
 
23.-27. Dezember 2010   So will ich es noch einmal mit einer Shiatsu-Behandlung versuchen. Aber ich kann nicht entspannt liegen. Also suche ich wieder das Krankenhaus auf, wo schließlich mit Infusionen ein schmerzfreier Zustand erreicht werden kann. Entsprechend dem Skelett-Screening vor einer Woche und einem Röntgen, das nach der diesmaligen Aufnehme erstellt wurde, könnten Abnützungserscheinungen in der Wirbelsäule (lt. Orthopäden) als auch meine Krankheit direkt (lt. Onkologen) die Ursache für diese Schmerzen sein. In der Nacht zum Sonntag brauche ich dann gar keine Infusionen mehr. Von den Kapseln, die eine dauerhafte Schmerzlinderung bringen sollen habe ich sowieso das Gefühl, dass diese wirkungslos sind. Auch meine Meridian-Dehnungsübungen sind wieder ohne Einschränkungen möglich. So verhandle ich mit der Ärztin, dass ich ab sofort sämtliche Schmerzmittel absetzte. Nachdem ich in weiterer Folge schmerzfrei bleibe, werde ich wieder entlassen.
 
18.-22. Dezember 2010   Parallel zur eigentlichen Tumorbehandlung soll auch wieder eine Bisphosphonat-Therapie (hemmt den Zellabbau der Knochen) erfolgen. Vorher soll aber noch eine längst fällige Zahnsanierung (Entfernung der alten Amalgam-Plomben) möglichst zügig durchgeführt werden. So bekomme ich bis Mitte Jänner auch noch 7 Zahnarzt-Termine.
Die Medikamente, welche die Nervenschmerzen lindern sollten, zeigen keinerlei Wirkung. Eine Shiatsu-Behandlung am 21. Dezember reduziert den ziehenden Schmerz entlang dem Oberschenkel auf ein leichtes Brennen in einem Punkt, sodass ich in der folgenden Nacht schlafen kann. Am folgenden Tag bin ich viel zu viel auf den Beinen und die Schmerzen kommen wieder. So lasse ich mit ein stärkeres Schmerzmittel verordnen, das aber auch keine Wirkung zeigt.
 
16.-17. Dezember 2010   Starke Nervenschmerzen an der Rückseite meines Oberschenkels führen dazu dass ich das Krankenhaus aufsuche. Das Skelettscreening zeigt neue Herde von Osteolysen. Der Blutbefund ergibt Werte, die in etwa in jenem Bereich liegen, als meine Krankheit diagnostiziert wurde. Der M-Gradient ist auf "54,94" gestiegen.
Damit beginnen wir wieder von vorn. Diesmal mit einer "Chemotherapie" mit Revlimid (ambulant, in Tablettenform, 25 mg) in Kombination mit Cortison. Cortison wird diesmal auch niedriger dosiert – 20 mg / 1 x pro Woche. Vor zwei Jahren war das die 8-fache Dosis. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die niedrigere Dosierung auch ausreichend ist.
Für die Behandlung der Nervenschmerzen bekomme ich entsprechende Medikamente verordnet und darf wieder nach Hause gehen.
 
 
Link Tagebuch 2010 – Rezidiv nach der Stammzellen-Transplantation, schmanische Therapie mit Ayahuasca im Peruanischen Regenwald
Link Tagebuch 2009 – Der erste Hinweis, Diagnose, bis zur ersten Stammzellen-Transplantation